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Von: Felix Böhme
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Gwendoline Christie und Nikolaj Coster-Waldau spielen mit Brienne of Tarth und Jaime Lannister zwei Charaktere in Game of Thrones, die bei den Zuschauern sehr hoch im Kurs stehen. Im Interview sprechen die beiden über die Anfänge der Serie, ihre Zusammenarbeit und die Bedeutung ihrer Rollen. Viel Spaß!
Spoilerwarnung - diese Meldung kann Hinweise auf die Fortführung der Handlung enthalten!
In A Knight of the Seven Kingdoms, die zweite Episode der achten Staffel von Game of Thrones, wurden die Zuschauer Zeugen eines wunderbaren Moments zwischen den beiden Charakteren Brienne of Tarth und Jaime Lannister, die seit mehreren Staffeln eine sehr besondere Beziehung verbindet. Auch abseits des Sets verstehen sich Gwendoline Christie und Nikolaj Coster-Waldau prächtig, was während eines Interviews mit den beiden Ende Februar 2019 mehr als deutlich geworden ist.
Kritik zu „A Knight of the Seven Kingdoms" auf Serienjunkies.de
Im Gespräch mit dem Duo wird außerdem klar, dass es gewisse Parallelen zwischen ihnen und ihren Charakteren in der Serie gibt und auch die Dynamik untereinander erinnert ein wenig an die Anfänge von Brienne und Jaime, als letzterer noch als Gefangener von ersterer quer durch Westeros transportiert wurde. Das Duo spricht über den Abschied von der Serie, die sie jahrelang begleitet hat, über das Ausmaß der HBO-Produktion und im konkreten Fall von Gwendoline Christie auch darüber, welche große Bedeutung von der Figur Brienne of Tarth ausgeht - nicht nur für die Schauspielerin selbst, sondern auch für viele andere Menschen auf der ganzen Welt. Wir wünschen viel Spaß mit unserem Interview!
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Serienjunkies.de: Wie emotional war es für Sie beide, die letzte Staffel von „Game of Thrones" zu drehen?
Gwendoline Christie: Auch, wenn wir wussten, dass das Ende irgendwann kommt, gab es jedes Jahr eine neue Ungewissheit, ob man in der nächsten Staffel überhaupt immer noch mit dabei sein wird. Man war sich also nie zu sicher, wie lange man letztlich wirklich ein Teil der Show sein wird. Man hat immer von Jahr zu Jahr geblickt. Deshalb war ich schon sehr euphorisch, als ich erfahren hatte, dass mein Charakter es bis zum bitteren Ende der Serie schaffen wird.
Es ist bis hierher eine sehr faszinierende Erfahrung gewesen, wie sich alles entwickelt hat. Am Anfang war es eine Fantasyserie, von der nicht jede/-r überzeugt war. Man hatte eine Ahnung, wie bedeutend es werden könnte. Und jetzt ist es ein weltweites Phänomen. Und als Schauspieler ist man gleichzeitig auch ein Teil einer unglaublich mitreißenden Geschichte, von der jede/-r wissen will, wie sie ausgeht.
Ich persönlich bin mit sehr realistischen Erwartungen an das Ende von Game of Thrones herangegangen. Das hat aber nicht verhindert, dass ich teilweise sehr emotionale Reaktionen gezeigt habe, als es dann so weit war. Am letzten Tag der Dreharbeiten habe ich zwei Stunden am Stück geweint. Ich konnte nicht aufhören. Die Leute vom Make-up haben mich gesehen und gesagt: „Okay, sie ist immer noch nicht fertig...“ Aber ich glaube, es ist auch wichtig, diesen Gefühlen Ausdruck zu verleihen.
Nikolaj Coster-Waldau: Als ich die Drehbücher zu den letzten Episoden gelesen habe, war ich sehr beeindruckt, weil es eigentlich eine unmögliche Herausforderung für die Autoren ist. Es war auch etwas Erleichterung dabei. Man hat so lange an dieser Sache gearbeitet und es ist schön zu sehen, dass die Macher sich bis zum Ende hin selbst treu bleiben. Es war bestimmt verlockend für D. B. Weiss und David Benioff, potentiell lukrative Angebote anzunehmen, um die Geschichte weiterzuerzählen. Aber das wollen sie nicht. Sie wollen ihre Geschichte erzählen, genau so, wie sie jetzt auch enden wird. Das macht einen auch stolz, weil man ein Teil dieser großen Sache ist, die nicht länger existieren wird, als sie es auch sollte.
Wie stehen Sie denn zum Fantasygenre per se, zu dem zum größten Teil ja auch „Game of Thrones" zählt?
Christie: Ich habe mich selbst nie als einen großen Fan von diesem Genre gesehen. Aber wenn ich auf die Filme zurückblicke, die ich in meiner Jugend geschaut habe, dann liebe ich zum Beispiel „Dune“. Es geht vielleicht weniger darum, ob ein Film ein klassischer Fantasyfilm ist oder nicht. Es geht darum, eine Geschichte auf eine einzigartige Art und Weise zu erzählen. Das hat mich schon immer gereizt, diese unkonventionelle Herangehensweise.
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Ihre beiden Charaktere, Jaime Lannister und Brienne of Tarth, haben sich nun schon seit einiger Zeit nicht mehr gesehen. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass sich dies in der letzten Staffel ändern wird. Wie werden beide damit umgehen?
Christie: Was wirklich faszinierend hinsichtlich der Beziehung zwischen den beiden ist und was es so spannend macht, diese zu spielen, ist der Umstand, dass es in den Drehbüchern nie eindeutige Hinweise gegeben hat, was Jaime und Brienne wirklich füreinander fühlen. Jede Szene kann zu einer Art emotionaler Achterbahnfahrt werden. Wir sehen Verachtung, Verwirrung, tiefe Zuneigung. Jaime und Brienne sind eben auch Weggefährten, sie verbindet eine gewisse Loyalität. Es passieren zwischen ihnen so viele unterschiedliche Dinge zur gleichen Zeit.
Wenn Sie auf Ihre Anfänge in der Serie zurückblicken, an was erinnern Sie sich dabei besonders intensiv, konkret mit Blick auf ihre Zusammenarbeit als Schauspieler?
Christie: Am Anfang war ein Streit... (lacht)
Coster-Waldau: Also ich erinnere mich daran, wie ich Gwendoline getroffen habe und sie hatte einen sehr emotionalen Tag hinter sich. Du hast eine neue Frisur bekommen, und das war nicht ganz einfach. Erinnerst du dich?
Christie: Du bringst da ein bisschen was durcheinander. Als mir das passiert ist, waren wir gar nicht im gleichen Land. Als wir uns das erste Mal getroffen haben, warst du im Make-up-Truck und ich wurde gefragt, ob ich nicht gerne Nikolaj Coster-Waldau kennenlernen möchte. Ich war eingeschüchtert. Ich hatte die erste Staffel gesehen, war begeistert und du bist ein exzellenter Schauspieler. Und dann komme ich rein und sage „Hallo!“ und du musterst mich von oben bis unten und sagst einfach nur „Ja?“ So hat es angefangen. Und am ersten Drehtag hast du mir dann gesagt, wie das Ganze ablaufen wird, was für ein Typ Schauspieler du bist und so weiter... (lacht)
Hört sich tatsächlich ein bisschen nach Jaime Lannister an...
Christie: Exakt!
Coster-Waldau: Aber wir hatten doch auch Spaß, oder? In den ersten Jahren unserer Zusammenarbeit war Jaime wirklich gemein zu Brienne und vielleicht haben wir uns das in unserer Dynamik etwas zu eigen gemacht.
Christie: Wir? Du hast es vor allem genutzt. Ich habe es als Herausforderung angesehen, diese Hürden als Schauspielerin zu überwinden. (lacht)
Offensichtlich werden Sie beide sich jetzt nach dem Ende von „Game of Thrones" sehr vermissen. Aber gibt es auch Dinge an der Serie, die Sie nicht vermissen werden?
Coster-Waldau: Ich werde definitiv die ganzen Leute vermissen, die Kollegen, die Crew, Gwendoline. Aber es ist auch ein schönes Gefühl, dass man jetzt nach all den Jahren fertig ist. Ich fühle mich einfach so stolz, dass wir es geschafft haben, dass die Geschichte ein Ende hat. Sie sitzen heute hier bei diesen Interviews und sind gespannt auf die große Auflösung. Was, wenn es weitergegangen wäre? Würden wir in ein paar Jahren zur zwölften Staffel von „Game of Thrones“ immer noch zusammenkommen und so leidenschaftlich über die Serie sprechen? Es wäre etwas komplett anderes. Vielleicht, eines Tages, wenn ich keinen Job habe, dann komme ich eventuell auf den Gedanken „Verdammt, warum musste es enden?!“ (lacht)
Sie haben dieses Gefühl von Erleichterung erwähnt, dass man jetzt am Ende der Serie angekommen ist. Damit geht wiederum auch eine neue Art von Freiheit einher, da dieses Projekt ja nun beendet ist.
Nikolaj Coster-Waldau: Die Sache ist die: Game of Thrones ist eine gigantische Serie. Für viele von uns ist die Serie jahrelang ein riesiger Bestandteil unserer Leben gewesen. Ich persönlich habe zum Beispiel in einem Jahr mal nur zehn Tage an der Serie gearbeitet. Die meisten von uns haben 30 Tage gearbeitet. Man hatte also schon da gewisse Freiheiten und konnte nebenbei andere Projekte verwirklichen. Wenn ich zum Beispiel einen Film in Dänemark drehe, dann erfüllt mich das voll und ganz. Genau so sehr, wie wenn ich an „Game of Thrones“ arbeite. Für mich ist beides gleich. Von außen sehen aber viele nur Jaime Lannister. Diese große Rolle in dieser großen Show. Ich selbst kann mich damit aber nicht wirklich identifizieren.
Können Sie beide sich an Ihr Vorsprechen erinnern und wie es dazu kam?
Gwendoline Christie: Ich kann mich an mein Vorsprechen tatsächlich sehr gut erinnern...
Coster-Waldau: Ich hab es gesehen. Es war sehr gut.
Christie: Vielen Dank, das weiß ich zu schätzen. Ich war sehr engagiert, was den gesamten Castingprozess im Vorfeld betraf. Eine Bekanntschaft von mir erzählte mir davon, dass es da so eine neue HBO-Show gibt - und ich wollte schon immer für HBO arbeiten. Während meiner Recherche und Vorbereitung bin ich dann über diese ganzen Fanforen zu „Game of Thrones“ gestolpert, in denen so viele Menschen aktiv sind. Das hat mir ein bisschen die Augen geöffnet, wie groß die Fangemeinde wirklich ist. Ich habe dann herausgefunden, für welche Rolle mich all diese Menschen vorgeschlagen haben. Daraufhin habe ich mir den Charakter Brienne genauer angesehen und ich konnte nicht glauben, dass eine solche fiktionale Frauenfigur existiert. Ich konnte auch nicht glauben, dass die Verantwortlichen einen solchen Charakter in eine Mainstream-Serie einbauen würden.
Ich habe mir die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen mir und Brienne angeschaut, und es gab teilweise sehr große Unterschiede. Die gesamte Physis dieser Rolle zum Beispiel. Ich habe meine Ernährung umgestellt, ich habe meine Physis verändert, ich habe zum Beispiel auch wesentlich mehr Sportbekleidung im Alltag getragen, was ich vorher gar nicht gemacht habe. So habe ich mich angepasst, weil ich wusste, dass diese Rolle eine großartige Möglichkeit ist, um meinen eigenen, vorgefassten Vorstellungen, was Weiblichkeit überhaupt bedeutet, zu hinterfragen. Egal, ob ich den Job letztlich bekommen sollte oder nicht.
Allein durch diese intensive Vorbereitung habe ich für mich selbst festgestellt, was für patriarchalische Einschränkungen in meinem Kopf vorherrschen. Was erwartet die Gesellschaft von mir als attraktiver Frau? was bedeutet es, eine attraktive Frau zu sein? Mein Make-up musste weg, mein ganzes Aussehen musste sich verändern. Ich musste meine Statur und meine Körperlichkeit akzeptieren, auch meine Verwundbarkeit. Es hat sich schon fast wie eine Art Wiedergeburt angefühlt. Selbst, wenn es nicht mit der Rolle geklappt hätte: Ich habe mich verändert und mich mit den Dingen in mir auseinandergesetzt, für die ich mich lange Zeit geschämt habe. Und das ist sehr viel wert. Und die richtige Arbeit ging ja dann erst los, als ich tatsächlich gecastet wurde...
Wie reagieren Ihre Fans auf all das, was Sie gerade erklärt haben?
Gwendoline Christie: Es kann einen sehr berühren. Und ich bin auch immer wieder sehr überwältigt und emotional bewegt, wenn Menschen sich davon angesprochen fühlen. Nicht nur Frauen fühlen sich von dem Charakter Brienne of Tarth angesprochen. Generell erkennen sich Menschen in ihr wieder, die sich eventuell isoliert fühlen oder die diskriminert werden, weil sie anders sind. Die Rolle steht über Kategorien wie Geschlecht, Alter, Herkunft oder sozialer Klasse. Und zwar, weil es sich um eine Figur handelt, die außerhalb dieser vorgefertigten Rollenbilder unserer Gesellschaft existiert. Brienne geht die Dinge auf ihre eigene Art und Weise an. Sie schämt sich nicht dafür, wer sie ist. Sie kämpft hart, um etwas zu erreichen. Auch, wenn sie nicht immer erfolgreich ist, ist sie widerstandsfähig und unverwüstlich. Sie schlägt immer wieder zurück.
Es ist sehr bewegend, wie viele Frauen bereits auf mich zugekommen sind. Frauen, die das Gefühl haben, dass sie nicht attraktiv sind und es niemanden gibt, mit dem sie sich im Fernsehen identifizieren können. Brienne als Charakter ist zum Teil einer unglaublichen Bewegung geworden. Wir sehen es überall, in unserer Show, im „Star Wars“-Franchise. Es gibt große politische Veränderungen und diese manifestieren sich mittlerweile auch in Filmen und Serien. In all den Internetforen gibt es so viele Menschen, die ihre Stimme erheben.
Wie ist es für Sie persönlich gewesen, mit HBO zusammenzuarbeiten? Dort war man mit „Game of Thrones" zu Beginn ja durchaus ein finanzielles Risiko eingegangen.
Nikolaj Coster-Waldau: Sie geben den Machern natürlich die finanziellen Mittel, aber es ist auch nicht so, dass permanent jemand vom Sender am Set ist. HBO ist exzellent darin, den kreativen Köpfen hinter einer Serie Freiheiten zu geben, damit sie die Geschichte auf die Beine stellen können, die sie sich vorstellen. Das ist fantastisch. Heute wird viel Geld für Serien ausgeben, aber damals war HBO der einzige Sender, der diese Summe für Game of Thrones aufbringen konnte. Jetzt haben wir Netflix, Amazon Prime Video, Apple und Disney kommt auch noch hinzu. Es hat sich viel verändert.
Das Wichtigste ist aber immer, den Künstlern und den Autoren die Freiheit zu geben, ihre Vision umzusetzen. Das findet alles über uns Schauspieler statt. Wir arbeiten mit der Crew zusammen, die mit so vielen tollen Menschen gespickt ist, die all das möglich machen. Bernadette Caulfield und Chris Newman zum Beispiel, die als Produzenten seit Jahren mit hauptverantwortlich für „Game of Thrones“ sind. Allein der Umstand, dass man die gesamte Produktion logistisch bewältigen kann. Ich verstehe nicht, wie sie es immer wieder geschafft haben. Du bist am Set und denkst dir nur: „Wie zur Hölle haben sie das nur hinbekommen?“
Nikolaj, Sie sind ja nicht der einzige Däne am Set, nachdem Pilou Asbaek in der sechsten Staffel als Euron Greyjoy zur Serie hinzugestoßen ist. Sie verstehen sich auch abseits von „Game of Thrones" sehr gut. Aber wer würde ein Duell zwischen ihren beiden Charakteren für sich entscheiden?
Coster-Waldau: Ich glaube, dass Jaime auf jeden Fall cleverer ist.
Christie: Wirklich?
Coster-Waldau: (lacht) Ich denke aber, dass Euron (Pilou Asbaek) wahrscheinlich gewinnen würde. Er ist einfach skrupellos. Und er hat zwei Hände. Zwei gute Hände.
Vielen Dank für das nette Gespräch!
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